Medienecho

Potsdamer Neueste Nachrichten, 23. Juni 2008

Hochgeschätzt
Im Gespräch: Schüler von Suse Globisch-Ahlgrimm – von Astrid Priebs-Tröger

(...) Der Potsdamer Kunstverein, dem die hochbetagte Künstlerin selbst angehört, hatte zum Künstlergespräch geladen, das vom Kurator der Ausstellung Thomas Kumlehn moderiert und vom Grafiker Manfred Butzmann und der Kunsterzieherin Heidi Wilhelm bestritten wurde. (...)
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Potsdamer Neueste Nachrichten, 3. Mai 2008
Mut zur Schaffenskraft
Miniaturen von Suse Globisch-Ahlgrimm im Pomona-Tempel auf dem Pfingstberg
von Lore Bardens

Hans-Joachim Giersberg, der ehemalige Direktor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, wurde nach eigenen Aussagen in seinem Leben von zwei außergewöhnlichen Frauen beeinflusst: von der Sixtinischen Madonna – und von Suse Globisch-Ahlgrimm.  mehr

Märkische Allgemeine, 3. Mai 2008
Kleine Fenster zur Welt
Malerei von Suse Globisch-Ahlgrimm im Pomonatempel – von Lothar Krone

Blüten im Verborgenen sind oft besonders schön. Der Mai hielt am Donnerstagnachmittag beim Pomona-Tempel auf dem Pfingstberg mit viel Sonne und einer ungewöhnlichen Ausstellung in all seiner Pracht Einzug. Beinahe wie beim Einstieg in die Tokyoter U-Bahn drängten die Menschen in das kleine Tempelchen, um die mit 58 ausgestellten Bildern bislang umfänglichste Ausstellung an diesem so romantischen Ort zu betrachten.  mehr

Potsdamer Neueste Nachrichten, 30. April 2008
Potsdam-Kultur: Miniaturen von Suse Globisch- Ahlgrimm

Malerei von Suse Globisch-Ahlgrimm ist ab Donnerstag, dem 1. Mai um 14.30 Uhr im Pomonatempel auf dem Pfingstberg zu sehen. Ihre „Feldblumen Jakobsleiter“ zeigen Miniaturen aus den vergangenen drei Jahren.  mehr

Thomas Kumlehn über Suse Globisch-Ahlgrimm

Im Herbst 2005 begleitete ich Suse Globisch-Ahlgrimm auf einem ihrer letzten Spaziergänge in Potsdam West. Kurze Zeit später waren ihr selbst die kurzen Ausflüge in die Natur – auch in Begleitung - nicht mehr möglich. In der ihr eigenen Contenance, dieser unnachahmlichen Mischung aus Selbstbeherrschung und Gelassenheit, ganz in der ursprünglichen französischen Wortbedeutung, nahm sie die Bescheidung an, das Leben ausschließlich in ihren eigenen vier Wänden gestalten zu müssen. Dort bewegt sie sich seit zwei Jahren in ihrem alleinigen Mikrokosmos, der ihr immer noch gestattet, sowohl ihre Innen- als auch ihre Außenwelt souverän und klar wahrzunehmen und diese fein dosiert zu reflektieren. Die Außenwelt erlebt sie u.a. in der Beobachtung aus ihren Fenstern, die den Blick in immerhin drei Himmelsrichtungen schweifen lassen. Die Veränderungen des Lichts, der Farben nimmt sie tagtäglich aufmerksam wahr, erlebt deren verlässliche Anwesenheit und den Wechsel. Das badende Entenpaar im Hof, der Besuch der hungrigen Kohlmeise am Fenster der Bibliothek, das rankende rotgrüne Blattwerk des Weins am Atelierfenster, die flüchtigen Wolkengebilde über der Havel. Weniger nimmt sie den Wechsel der Bewohner ihres Hauses wahr. Mit einem Kissen auf dem Fensterbrett, darauf abgelegten Ellenbogen und einem leutseligen „Hallo“ aus dem Fenster wird man sie nicht erleben. Am geöffneten Fenster sehe ich sie stehend. Ein Bad aus Luft und Licht nehmend. Eindrücke, die sie bedacht in immerwährender Naturbezogenheit sammelt, schenken ihr Lebenskraft und inneren Reichtum. Mit all ihren Sinnen und wachen Geistes nimmt sie die unmittelbare Umgebung auf und empfindet eine wohltuende Nähe, mit der sie die Ortsbeständigkeit nicht als Fessel erlebt.

Für gute sieben Wochen sind 58 Bilder der Künstlerin im Pomonatempel zu sehen, die größtenteils in den letzten drei Jahren entstanden sind. Flankiert werden sie von vier Bildern aus den 40er und 50er Jahren – also aus dem Frühwerk. Sie bilden eine Brücke zum aktuellen Spätwerk. Sowohl in der Hinwendung zur Natur als auch mit dem kleinen Format. Bemerkenswert sind die vier frühen Arbeiten jedoch vor allem deshalb, weil sie den Unterschied der künstlerischen Reflexion der Natur im Verhältnis zum Spätwerk deutlich machen. Anfangs wird die starke Prägung des akademischen Naturstudiums aufgenommen und doch bereits von einer zarten Aneignungslust sublimiert. Im Spätwerk handelt es sich um Miniaturen, in denen der konkrete Natureindruck geradezu vergeistigt ist. Die Bilder sind Huldigungen an die Natur. Sie enthalten Archetypen, wie Haus, Feld, Himmel, Sonne selbst dann, wenn Farbverläufe bzw. Konturen die Anmutung eines konkreten Natureindrucks nahe legen. Ihre Malerei ist deshalb keineswegs starr oder gar symbolistisch. In den Farbnuancen reich, in der Bewegung vielschichtig und dynamisch, sieht man den Bildern die lustbetonte Hinwendung, den konzentrierten Gestaltungsprozess an. Im Gegensatz dazu waren die kulturgeschichtlich frühesten überlieferten Miniaturen dem Andenken an eine Person gewidmet und mussten dieser sehr ähnlich sein. Sie wurden in hellenistischer Zeit – also vor ca. 2300 Jahren - als Erinnerung bzw. Geschenk hergestellt - graviert, aber auch gemalt. Suse Globisch-Ahlgrimm hat eine Vorliebe für mittelalterliche Miniaturmalerei. Denken Sie an die zeitlose Schönheit der weltlichen Manessischen Handschrift oder die der privaten Andacht bestimmten Stundenbücher, wie das des Herzogs von Berry. Die Vorliebe der Künstlerin kann man ihrer Farbgestaltung oder gar ihren Kompositionen nicht entnehmen. Man erkennt sie in der reichen Anzahl bibliophiler Buchausgaben in ihrer Bibliothek. Aber vor allem daran, welche Lektüre auf Dauer ihr Leben begleitet.
Zwischen den Bilderrahmen, überflüssige Nischen verdeckend, zwei Gedichte der amerikanischen Autorin Louise Glück, in der deutschen Übertragung von Ulrike Draesner, deren Titel die Ausstellung ihren Namen verdankt. Feldblumen und Jakobsleiter sind Pflanzen, die einen inneren Dialog angeregt haben. Es war ein Glücksfall, diese bisher unveröffentlichten Texte entdeckt zu haben. Der lyrische Grundton ist elegisch. Es ist, als würden die stillen, einfachen Worte die Bilder anreden. Als wären die Bilder der Resonanzboden für angesprochene Vergänglichkeit; das Aufblühen und Verwelken, das Klettern und Fallen, das Kommen und Gehen. Recordatio bedeutet Erinnerung, Gedenken bzw. Andenken. Die lateinische Bezeichnung entdeckte ich auf einer Mappe voller Bilder im Nachlass von Hubert Globisch. Er blätterte in aller Regel darin, um sich zu sammeln. Auch, um Anregung und Erbauung zu finden. Ein Großteil der Bilder dieses Konvoluts stammte von Suse Globisch-Ahlgrimm. Die Ausstellung leuchtet verhalten und kraftvoll in kleinen Lichtflächen, die wie Fenster geöffnet sind. Der Charakter ist festlich gleich einem sonnigen Frühlingstag. Lassen Sie Ihre Augen schweifen. Flanieren Sie, schweben Sie über den Feldblumen, ersteigen Sie die Sprossen der Jakobsleiter.

Die in dieser Ausstellung vereinten Miniaturen sind von Erinnerungen gespeiste Geschenke für den Betrachter. „Allein mit meiner Arbeit“ ist eine offenherzige Zugabe der Malerin, die die Ausstellung vervollkommnet. Bevor ich schließe, übermittle ich Ihnen herzliche Grüße der Künstlerin, die Ihnen Anregung und Erholung in der Ausstellung wünscht. Ihr ehemaliger Schüler, Prof. Hans Joachim Giersberg, erzählte gern, dass ihn zwei Frauen in seinem Leben maßgeblich beeinflusst haben: Die sixtinische Madonna und Suse Globisch-Ahlgrimm. Ohne jemals Schüler in einer ihrer Klassen gewesen zu sein, kann ich die Empfindung teilen.

Ich danke Suse Globisch-Ahlgrimm für das in mich gesetzte Vertrauen, Peter Rogge und Robert Voigt für die Zusammenarbeit, und Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.